Pucón am Fuße des Vulkans Villarica

Auf unserem Weg von der Hauptstadt Santiago Richtung Süden haben wir bis Puerto Montt viele Einladungen von Freunden, Bekannten und Verwandten mit Begeisterung angenommen. Über diesen herzergreifenden Weg, die Offenheit und die Gastfreundschaft der chilenischen Familien habe ich euch ja bereits im letzten Blogeintrag erzählt. Nun fehlt noch eine kleine Geschichte auf diesem Wegstück, jene von Pucón, einem kleinen touristischen Dorf am Fuße des Vulkans Villarica sowie auch direkt am gleichnamigen See Villarica gelegen. Schon auf meiner Reise im Jahr 2014 wollte ich hier Halt machen, denn mich fasziniert die Nähe zu einem aktiven Vulkan ungeheuerlich. Doch damals ergab sich alles anders und ich kam nie in Pucón vorbei. Das wollen wir jetzt nachholen. Schon aus der Ferne präsentiert sich der Vulkan sehr beeindruckend:



Wir befinden uns hier in einer Region, in der sich die Vulkane nebeneinander aufreihen (siehe Kartenausschnitt weiter unten). In Chile gibt es ingesamt 43 Vulkane von denen noch ganze 29 als aktiv gelten. Der letzte Ausbruch fand 2015 durch den Vulkan Calbuco, circa 40 km von Puerto Montt entfernt statt, wobei durch die vorsorgliche Evakuierung im Umkreis von 30 Kilometern jedoch kein großer Schaden entstanden ist. Die 50cm dicke Ascheschicht hinterließ aber angeblich ihre Spuren. 


"Unser" Vulkan Villarica forderte laut Statistiken die meisten Todesopfer, ist zuletzt allerdings 1971 ausgebrochen und es besteht zurzeit keine Gefahr einer erneuten Eruption. Beeindruckend ist jedoch die Rauchfahne die beständig aus seinem Schlot qualmt und schon von Weitem zu sehen ist. In den Sommermonaten kann der Vulkan auch recht einfach bis zum Schlot bestiegen werden, der Einblick in die brodelnde Lava soll unglaublich aufregend sein. Doch jetzt liegt meterhoch Schnee und dafür sind wir weder ausrüstungstechnisch noch konditionell vorbereitet. Wir genießen lieber den Anblick vom Fuße des Vulkans aus, tanken Sonne bei einem gemütlichen Nachmittagskaffee und spazieren an den See Villarica. Pucón ist ein kleines Dorf, sodass das Zentrum, der See, sämtliche Unterkünfte, Supermärkte und Restaurants fußläufig in fünfzehn Minuten erreichbar sind. Es ist ein schönes Dorf, sauber und in Ordnung gehalten, auch die Häuser und sogar die Straßennamensschilder haben ihr eigenes Design. Doch das hat auch seinen Preis, denn billig ist hier nichts. In den Restaurants zahlt man für einen Burger mit Pommes schon gleich mal 8-9 Euro, für chilenische Verhältnisse teuer.




Trotz des strahlenden Sonnenscheins trübt ein Wölkchen den Glückshimmel: eine sich seit Tagen anbahnende Erkältung dürfte sich gerade jetzt ihrem Höhepunkt zuwenden. Starkes Halsweh und eine verstopfte Nase rauben mir sämtliche Energie und Lust auf längere Wanderungen. Schade, denn gerade hier bietet sich ein Paradies an Nationalparks und Naturlandschaften zum Erkunden an. 
Wir entschließen uns somit zu einer kleinen Wanderung zu den Wasserfällen "Ojos de Caburga".  In einem Reiseforum haben wir gelesen, dass es einen schönen Radweg von Pucón nach Caburga geben soll, aber ohne Energie im Körper und verstopfter Nase entscheiden wir uns lieber für die Light-Variante mit dem Bus. Wieder bin ich erstaunt wie einfach es ist sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln in Chile fortzubewegen. Kurz mal nachgefragt wo denn die Regionalmikrobusse abfahren, einsteigen, abwarten bis der Bus halbwegs voll ist und schon geht es los. Bis dato hat es auch jedes Mal funktioniert, dass uns der Fahrer beim gewünschten Ziel informiert hat, dass wir nun bei eben jenem angekommen sind und aussteigen sollten. Meist haben die Mikrobusfahrer auch noch ein paar Insider-Tipps an der Hand über andere Zugänge, Wege oder Sehenswertes. Die etwa 20-minütige Fahrt kostet uns gerade mal 800 Pesos, also circa 1 Euro. Nach einem etwa 30-minütigem Spaziergang kommen wir bei den Wasserfällen an, wo uns auch 1.000 Pesos Eintritt abverlangt werden. Eine Lappalie, wenn mal nachher sieht, wie toll das Gelände um die Wasserfälle herum mit Stegen und einem Rundgang ausgebaut ist.

Endlich wird uns langersehnter Wunsch nach Wasserfällen erfüllt. Wir sind fasziniert! 






Bevor wir uns auf den Rückweg machen, tanken wir noch ein wenig Energie und genießen die Sonne. Nach nur zehn Minuten Fußmarsch hält ein Pickup (in den ländlichen Regionen Chiles das gängigste Auto aufgrund der nicht asphaltierten Straßen) neben uns und fragt uns ob er uns mitnehmen soll. Da sagen wir nicht nein und springen auf. Nach kurzem Plaudern stellen wir fest dass der Bursche am Beifahrersitz auch Mitfahrer ist. Er wohnt noch weiter hinter den Wasserfällen und hat kein eigenes Auto, arbeitet jedoch in Pucón als Touristenführer. Da heißt es entweder jeden Tag 2x 40 Minuten laufen oder eben mit etwas Glück mitfahren. Bei der Bushaltestelle lässt uns der Fahrer allesamt raus und wir warten und warten. Circa 30 Minuten später kommt endlich der Regionalbus und bringt uns zurück nach Pucón.


Aufgrund meiner starken und kräftezehrenden Verkühlung können wir nicht allzu viel unternehmen. Es gäbe zwar viele geführte Touren hier, von Ausflügen zu heißen Thermen bis hin zu kleinen und großen Trekkingtouren, Pferdetouren und Kajakfahrten, aber man kann sich gut vorstellen, wie teuer das alles ist. Da legt man für eine Tour gleich mal um die 60 Euro pro Person auf den Tisch. Nein danke, dafür ist uns das Geld zu schade, noch dazu wenn man es nicht mit vollem Körpereinsatz genießen kann. Also beschließen wir vorzeitig abzureisen, um unser kleines Reisebudget in  der  teuren Touristenstadt Pucón nicht allzu sehr überzustrapazieren. Diesmal soll es wohl wieder nicht sein, doch vielleicht ergibt sich auf der nächsten Reise ein Aufstieg auf den Vulkan um die Lava im Schlot zu bestaunen.




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