So haben wir PERU erlebt - ein Rückblick

Vier Wochen waren wir in Peru unterwegs und haben viele Eindrücke über dieses wunderschöne Land gesammelt. Über einiges haben wir gestaunt, über manches uns gewundert, vereinzelt hat es uns "auf den Magen geschlagen", aber genossen haben wir jeden einzelnen Tag!
Es sind so unglaublich viele Eindrücke die wir in unserem Herzen mitnehmen. Wir haben so viel gesehen und doch habe ich das Gefühl da gibt es noch viel mehr. Peru ist ein Land das sehr viel zu bieten hat; kulturell und landschaftlich. In diesen vier Wochen haben wir einen wunderbaren ersten Eindruck von diesem großartigen Land zwischen Anden und Pazifik bekommen, doch gäbe es noch so viel mehr zu erkunden. 


Was uns am Meisten beeindruckt hat und in Erinnerung geblieben ist:

😊 Die Menschen sind sehr freundlich, herzlich und offen. Immer bereit, einem zu helfen oder Auskunft zu geben. Auch wenn wir nur mit unsicherem Blick am Straßenrand standen und nach dem Weg suchten, kam schon jemand herbei der uns weiter helfen wollte. Auch sind sie sehr neugierig und sprechen vor allem Touristen gleich mal an weil sie ihre Geschichten hören wollen. In Huanchaco hat mich ein Peruaner auf der Straße auf deutsch angesprochen, weil ich angeblich so "deutsch" aussehe und er die Möglichkeit nutzen wollte sein Deutsch, das er auf der Universität gelernt hat, ein wenig zu üben. So haben wir uns etwa zehn Minuten recht fließend in meiner Sprache unterhalten, was ein sehr nettes Erlebnis war.

😊 Die Peruaner sind einfache Leute und leben von dem was sie haben. Luxus gibt es hier nur sehr selten und wenn dann nur für Touristen. Teure Kleider, glänzende Autos oder exklusive Häuser sieht man in Peru nicht. Selbst die Häuser werden nicht fertig gestellt; lange haben wir uns gewundert warum die Bewehrungseisen oben aus den Stützen hinaus in den Himmel ragen und das Dach nur provisorisch mit Wellblech abgedeckt ist. Erst viel später haben wir erfahren dass die Abgaben und Steuern für den Hausbau erst fällig werden wenn das Haus fertig gestellt ist; um Geld zu sparen wird also nie fertig gebaut. Die Peruaner sind Meister im Geld sparen. Kein Wunder, denn der Verdienst für die geleistete Arbeit ist sehr gering. Die Mehrheit der Leute lebt von der Fischerei, der Landwirtschaft oder dem Tourismus und gehen einem Zweitjob nach oder verkaufen an ihrem Stand auf der Straße Souvenirartikel, Empanadas, Ceviche oder anderen Tand. Doch trotz der Armut sind die Menschen glücklich. Sie sind zufrieden mit dem was sie haben. Stress kennen sie nicht, es wird im eigenen Rhythmus der Arbeit nachgegangen. Dadurch wirken sie wohl sehr gesund, man sieht auch viele alte Menschen auf den Straßen fit, mobil und in bester Gesundheit.

Fischer bei der Arbeit

Marktstände in Huaraz

Verkaufsstand auf den Straßen von Huanchaco

 nicht fertige, aber bewohnte Häuser

😊 Die Kultur ist in Peru stark verwurzelt. Obwohl wir nicht in den typischen Andenstädten wie Cusco oder Machu Picchu unterwegs waren, haben wir die kulturellen Wurzeln sehr stark wahrgenommen. Die Menschen glauben an das woran schon ihre Vorfahren geglaubt haben, sie halten alte Traditionen aufrecht und leben im Einklang mit der Natur und ihrer Umgebung. In den Bergen verwenden die meisten Peruaner auch im Alltag ihre Tracht; Frauen tragen Kleinkinder oder auch den Einkauf vom Markt in einem Tuch, genannt Manta, am Rücken eingeschlagen.


😊 So ist auch der Gedanke des Machismo allgegenwärtig. Die frühere Rollenverteilung zwischen Mann und Frau wird auch heute noch sehr stark gelebt. Männer arbeiten, Frauen kümmern sich um Haushalt und Nachwuchs. Unser Freund Thomas aus Amerika war in Huaraz die Attraktion des Tages, weil er am Hauptplatz Hauben gestrickt hat. Doch hat der lebende Machismo für eine Frau auch noch charmante Seiten: mir wurde stets der Vortritt gelassen, die Türe aufgehalten oder das Gepäck aufs Zimmer getragen ;-)


😲 Verkehrsregeln in Peru... die dürfte es hier nicht geben. Und wenn, dann werden sie nicht eingehalten. Es wird hier kreuz und quer gefahren, gehupt, gedeutet und gedrängt. Das spannende daran: es funktioniert! Wir haben keinen einzigen Verkehrsunfall gesehen und auch nicht einen Fahrer schimpfen gehört. Rücksichtnahme ist wohl das Schlüsselwort und die Hupe das wichtigste Instrument um auf sich aufmerksam zu machen. Das Hupkonzert auf den Straßen ist Tag und Nacht allgegenwärtig und bedarf einiger Gewöhnungszeit für die Nerven.
Das öffentliche Verkehrsnetz ist beeindruckend gut ausgebaut. In jeden Winkel des Landes fährt ein Bus, Microbus oder Colectivo (Sammeltaxi). Die nationalen Reisebusse sind sehr bequem, man reist Cama oder Semicama, d.h. die Sitze sind bis zu 180° umlegbar, gut gepolstert, breit und sogar mit Fußstütze ausgestattet und somit recht bequem. Ist auch notwendig für eine Reise von durchschnittlich sechs Stunden oder länger. Die Microbusse sind meist alt und nicht sehr bequem, zirkulieren aber auch nur zwischen zwei nahegelegen Städten oder den Dörfern im Umland. In Peru ist reisen günstig und kurzfristig zu buchen. Meist haben wir erst am selben Tag bei Ankunft am Busbahnhof das Ticket für den nächsten abfahrenden Bus gekauft.



😊 Was uns zum Thema Verkehr am Meisten fasziniert hat sind die sogenannten Moto-Cars. Motorräder auf drei Rädern, welche hinter dem Fahrer ausgebaut sind mit Sitzen für den Personentransport oder mit einer Ladefläche für den Warentransport. Unser Lieblings-Fortbewegungsmittel! Wir haben sie an jedem von uns besuchten Ort in Peru vorgefunden und wenn möglich genutzt. Obwohl nur für zwei Mitfahrer ausgelegt, haben auch immer irgendwie unsere vier Rucksäcke hinein gepasst. Die Peruaner finden immer einen Weg damit es funktioniert!


⛰ Die Landschaft in Peru ist beeindruckend! Wir waren im Westen am Strand des Pazifiks, in den Bergen der Anden und auch im Osten im Regenwald. Jedes Landschaftsbild hat ihr eigenes Ambiente  und war für sich ein Abenteuer wert! So vielfältig ist dieses Land: Surfen im Meer, Trekking in den Bergen, Dschungeltouren im Regenwald.

Huaraz in den Anden auf 3.000 m

Huanchaco an der Küste

Fluss Tambopata im Regenwald

Im Regenwald im Osten Perus

Regenwald aus der Vogelperspektive

Titicaca See in den Anden auf 4.000 m

Miculla in der Wüstenregion im Süden

🍴 Die hochgelobte und prämierte peruanische Küche konnten wir leider nicht finden. Vermutlich muss man dazu eines der teuren Restaurants in Lima besuchen, doch danach stand uns nicht der Sinn. Aber die typische bodenständige Küche die sich tagtäglich auf den Tellern der Peruaner wider findet, haben wir nur zu gerne genossen. Selbst in den einfachsten Restaurants schmeckt es wie hausgemacht. Die Gerichte sind einfach, meist Fleisch oder Fisch mit Reis oder Erdäpfel, dazu Salat. Ein vegetarisches Gericht sucht man meistens ohne Erfolg, die Peruaner sind Fleisch- und Fischesser. Natürlich haben wir uns auch DAS typische Gericht Ceviche nicht entgehen lassen und kamen auch in den Genuss, einmal Meerschweinchen probieren zu können, das hauptsächlich in den Bergen als typische Mahlzeit gilt. Hätte ich nicht gewußt dass das Fleisch auf dem Teller Meerschweinchen ist, ich hätte es als Huhn abgetan ;-) Und die Auswahl an frischen Früchten hier - sooo lecker! Mango, Papaya, Orangen, Bananen.... frisch, saftig und voller Geschmack!

Aji de gallina

Ceviche

Meerschweinchen

Maracuya & Papaya

Kokosnuss frisch vom Baum

😧 das Thema Essen bringt mich auch gleich zu einem weniger schönen Thema. Unsere gesamte Zeit in Peru haben wir an einer ständig wiederkehrenden Magen-Darm-Verstimmung gelitten. Die hygienischen Bedingungen in diesem Land sind nicht sehr hoch und für einen europäischen Magen sehr gewöhnungsbedürftig. Das Leitungswasser ist nicht trinkbar, wird aber zum Kochen und Waschen von Gemüse verwendet, manchmal werden sogar Eiswürfel für Getränke daraus hergestellt. Man kommt auch trotz der größten Vorsicht ständig in Kontakt mit dem mit Bakterien verseuchten Wasser, was sich bei uns immer wieder leidlich auf den Verdauungstrakt ausgewirkt hat. Später haben wir von vielen anderen Peru-Reisenden erfahren, dass es ihnen genauso ergangen ist.
Auch die Höhenkrankheit hatte uns fest im Griff, zumindest Alejandro. Trotz spezieller Medikamente gegen die Höhenkrankheit ließen die starken Kopfschmerzen auf 4.000 Metern nicht nach und wir mussten am nächsten Tag wieder vom Titicaca See abreisen. 
Und im Regenwald in Tambopata wurde ich krank, ein grippaler Infekt der mich eine Woche lang an die Hängematte fesselte. Gut, es gibt schlimmere Orte um krank zu werden, aber dennoch war es eine unangenehme Zeit. Und sobald ich wieder gesund war, wollten die Moskitos mein Blut schmecken. Trotz aller Insektensprays auf Kleidung und Haut ließen die Biester sich nicht aufhalten. Zu guter Letzt habe ich auf viele Stiche auch allergisch reagiert und musste Antihistamine nehmen.


😊 Einmal im Leben im Regenwald zu sein, das war ein Traum von mir! Da konnte mir selbst der Grippe-Virus nicht die Stimmung verderben. Dieses einzigartige Ambiente, mitten im Urwald zu leben, in den Fenstern sitzen Moskitonetze anstatt Glasscheiben, somit schläft man mit den Geräuschen des Regenwaldes ein. Die Vielfalt an Tieren die wir beobachten konnten hat mich fasziniert: Kapuzineräffchen huschen nachts durch den Garten, ein Opossum trappelt übers Dach, die Vogelspinne kriecht aus ihrem Loch. Nebenan am Flussufer hängt ein Faultier hoch oben im Baum, am Ufer sehen wir Wasserschweine und die Augen eines Kaiman aufblitzen. Ein unglaublich beeindruckendes Erlebnis!





😊 In den Hostels an der Küste lernten wir andere Reisende und ein interessantes Konzept des Reisens kennen. Paco aus Ungarn, Katy aus Taiwan und Moringa aus Indien sind nur einige von vielen, die schon lange Zeit, meist Monate oder sogar Jahre unterwegs sind und noch weiter reisen wollen. Wie sie das finanziell regeln, wollen wir wissen und bekommen probt die Antwort: als Freiwilliger arbeiten. In den meisten Hostels an der Küste in ganz Südamerika oder auch auf Farmen zur Erntezeit werden freiwillige Helfer aufgenommen, als Gegenleistung für eine Schlafgelegenheit und Mahlzeiten. Ein Touristenvisum ist dafür ausreichend. So ziehen sie von Land zu Land ohne viel Geld zu benötigen und lernen die Welt aus einem anderen Blickwinkel kennen.


Eine interessante Perspektive, doch wir wollen uns nicht für vier Wochen oder länger an einen Ort binden und bleiben doch lieber bei unserem Reisestil. Peru ist ein wunderschönes Land, wir haben sehr viel erlebt und viele Menschen kennen gelernt. Am tiefsten bleibt uns wohl Tambopata in Erinnerung. Der Regenwald mit seiner Vielfalt an Tieren und Pflanzen und die unglaubliche Gastfreundschaft von Roger und Maria im Isuyama Hostel, wo wir uns als Teil der Familie sehen durften und eine wunderbare Zeit verbrachten. Wir haben Peru und seine Menschen lieben gelernt und wollen auf jeden Fall eines Tages wiederkommen!


Kommentare

  1. So schön geschrieben, liebe Michi! Viele deiner Beschreibungen von Land und Leuten decken sich mit unseren Erfahrungen und Erlebnissen, und ich fühle mich gleich wieder nach Peru zurück versetzt :-)
    Ja, und Tambopata war wirklich besonders, auch für uns. Schön, dass wir uns da kennengelernt haben! Viele Grüße nach Chile (?) von Anne

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    1. Hallo Anne!
      Vielen Dank für deinen lieben Kommentar. Wir sind seit mittlerweile fünf Wochen in Chile, haben Familie und Freunde in Santiago und Viña del Mar besucht. Nächste Woche geht es weiter Richtung Süden.
      Freut uns auch sehr, euch in Tambopata kennen gelernt zu haben! Schöne Grüße an dich und deine liebe Familie, Michi

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