Chile - Willkommen daheim! Erster Stopp: Arica im Norden

Vier Wochen waren wir in Peru unterwegs und haben Land und Leute lieben gelernt. Es fällt uns nicht leicht, nun unsere Rucksäcke zu packen und diesem wunderbaren Land den Rücken zu kehren. Vor uns liegt nun ein neues Abenteuer: Chile! Alejandro ist die Aufregung schon seit dem Morgen anzumerken. Vor drei Jahren hat er seine Heimat verlassen um mit mir gemeinsam in Österreich einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Und jetzt stehen wir kurz davor, die chilenische Grenze zu überschreiten um von Nord nach Süd mehrere Monate das Land, sein Land, zu bereisen. Familie besuchen, Freunde treffen, Heimat erleben. Die Emotionen steigen von Minute zu Minute und mit jedem Kilometer dem wir uns der Grenze nähern.

Bis dorthin gab es allerdings noch ein paar kleine Hindernisse zu überwinden, denn die kleinen Überlandbusse, welche zwischen Tacna in Peru und Arica, der nördlichsten Stadt Chiles, im 20-Minuten-Takt pendeln, haben einen zu kleinen Gepäckraum für unsere großen Rucksäcke. Rasch findet sich eine recht passable Alternative: Sammeltaxis fahren von der selben Station ab, bald ist das Auto voll und wir sind schon unterwegs. In nur 35 Minuten erreichen wir die chilenische Grenze und endlich - endlich sind wir in Chile! Freude, Emotion, Heimatgefühl - auch wenn wir an der Grenzstation mitten in der Pampas stehen 😄 Die Aufregung war so groß dass wir ganz und gar auf ein Foto vergessen haben - oder vielleicht auch, weil der Taxifahrer versuchte, seine fünf Passagiere  wie eine Herde schnell durch die beiden Grenzstationen zu treiben. Weitere 30 Minuten und schon erreichen wir Arica. Auch diesmal haben wir den Taxifahrer nach einer Unterkunft gefragt und seiner Empfehlung vertraut, was sich diesmal aber als nicht ganz so glückliche Entscheidung erwiesen hat. Die Unterkunft war ein Hotel von nicht sehr hohem Standard, da hätten wir ein Hostel schon bevorzugt. Aber gut, für zwei Tage lässt es sich hier aushalten.

Was hat Arica zu bieten, fragen wir uns. Aus dem Geschichtsunterricht kann sich Alejandro noch erinnern, dass der "Morro de Arica" hier steht, also machen wir uns auf den Weg dorthin. 


Aber diesen geschichtsträchtigen Felsen sollten wir an diesem Tag nur von Weitem sehen, denn wir spazieren beim Hafen vorbei und bleiben dort hängen. Ein wunderschönes Ambiente bietet sich uns. Der weite Horizont, das glänzende Meer in der Abendsonne, die im Wasser schaukelnden Fischerboote und die am Himmel kreisenden Möwen und am Felsen sitzenden Pelikane.



Das Schild "Durchgang nur für Fischer", das am Ende des öffentlichen Platzes steht erregt unsere Aufmerksamkeit. Wir ignorieren es und fragen den Portier höflich ob wir denn nicht kurz hinein dürften, denn hinter diesem "verbotenen" Durchgang sammeln sich offensichtlich die Pelikane. Der Grund dafür ist schnell gefunden: an der Seite der Fischer findet sich immer ein Leckerbissen für die Vögel. Auch der Fischer, der gerade eben an der Mole sitzt und seine frischen Pejerrey ausnimmt, ist neugierig und beginnt mit uns zu plaudern.



Und noch während wir gemütlich schwatzen tauchen neben uns im Wasser zwei Köpfe auf. Auch für Seelöwen dürfte die Futtersuche hier sehr ertragreich sein 😄 Sie schwimmen an der Mole entlang, auf und ab in ständiger Erwartung eines Abendessens und wir dürfen sie dann auch beim Schmausen der Fischreste beobachten.




Den Seelöwen und Pelikanen beim Abendschmaus zuzusehen, macht auch uns hungrig. Irgendwie war es schon vorauszuahnen, was es bei Alejandro am Teller geben wird.... sein Lieblingsessen: Completos! Endlich, nach drei Jahren wieder dieser einzigartige Genuss! Es sieht zwar aus wie ein Hotdog, ist eigentlich auch einer, aber dennoch irgendwie anders. Das Brot und das Würstel haben eine andere Textur und einen anderen Geschmack, aber was den großen Unterschied ausmacht sind die klein gewürfelten Tomaten und die Avocadocreme obenauf 😃 Mahlzeit Alejandro! Lass es dir schmecken!


Am nächsten Tag marschieren wir auf den "Morro de Arica", einem strategischen Stützpunkt im Pazifischen Krieg (auch "Salpeterkrieg") Ende des 19. Jahrhunderts zwischen Chile auf der einen und Peru und Bolivien auf der anderen Seite. Chile ging 1880 schließlich als Sieger hervor und Arica, welches bis dahin zu Peru gehörte, wurde nun Chile zugesprochen. Bei strahlendem Sonnenschein spazieren wir den geschlungenen Weg auf den Berg hinauf und genießen die Aussicht über die Stadt. Mich fasziniert die Geschichte der Stadt und des Pazifischen Krieges und so vertiefe ich mich in jede  einzelne der auf dem Berg aufgestellten Geschichts-Tafeln.




Am dritten Tag sagen wie Arica schon wieder auf Wiedersehen und ziehen weiter Richtung Süden. Nächstes Ziel in der Wüstenregion im nördlichen Chile: Iquique.





Kommentare