Folge 4: Huaraz und die Berge

Wir haben uns also aufgemacht in die Berge. Nach Huaraz, einem kleinen Bergstädtchen zwischen der Cordillera Blanca und der Cordillera Negra - traumhaft schönen Bergketten im Norden Perus. Die Namen sind selbsterklärend: Blanca weil mit Schnee bedeckt, Negra weil ohne Schnee 😉 Und genau dazwischen in der „Talsohle“ auf 3.100 Metern Seehöhe liegt Huaraz, die nächste größere Stadt acht Stunden Busfahrt entfernt.


Und genau diese Abgeschiedenheit macht Huaraz zu einem besonderen Städtchen. Hier in den Bergen lebt man die Traditionen, man kann das Ursprüngliche und die Verbundenheit zu Mutter Natur und den Bergwesen richtig spüren. Wir sehen viele Einwohner in der traditionellen Tracht von Peru, mit den leuchtenden Tüchern um die Schultern und den hohen Hüten am Kopf. Diese Tücher, die man „Manta“ nennt, werden verwendet als Schultertuch gegen die Kälte, als Wickeltuch um Kleinkinder damit am Rücken zu tragen oder auch um den Einkauf vom Markt damit nach Hause zu tragen, meist auch umgebunden am Rücken. Ich bin so begeistert davon, dass ich nicht umhin kann, mir auch eine Manta zuzulegen 😊


Die Tage in Huaraz müssen wir leider ohne Wanderung verbringen, denn unsere Körper schaffen es noch nicht sich an die Höhe anzupassen. Kopfweh und Schwindel begleiten uns jeden Tag. Wir warten zwar zu und hoffen, dass es besser wird, aber als nach drei Tagen auch noch Übelkeit dazu kommt, beschließen wir wieder abzureisen. Im Nachhinein hat sich zwar herausgestellt, dass die Übelkeit nicht von der Höhe kam, sondern eine Magenverstimmmung aufgrund des nicht ganz so hygienischen Leitungswassers war, aber so angeschlagen war es definitiv die bessere Entscheidung wieder hinunter ans Meer zu fahren. Vielleicht ist es einfach nicht der richtige Zeitpunkt um in den Bergen zu sein. Als Liebhaber der frischen Bergluft und Natur war das für mich sehr schwer zu akzeptieren und ein großer innerlicher Kampf die Wanderungen aufzugeben.

Dennoch war Huaraz definitiv eine Reise wert! Wir durften frische Höhenluft schnuppern, die so unglaublich rein und sauber war, haben die Ruhe, weit entfernt von der Großstadt-Hektik genossen und unsere ersten Bekanntschaften auf dieser Reise gemacht. Thomas kommt aus Iowa/USA, wir lernen ihn am ersten Tag im Hostel kennen und begleiten ihn auf den Plaza de Armas (Hauptplatz). Dort erzählt er uns seine Geschichte wie er hier gelandet ist, während er Hauben strickt. Warum das? Weil er sich damit etwas Geld für seine Reise verdient, indem er sie auf verschiedenen Plätzen an Peruaner verkauft – scheinbar lieben sie die Art von Hauben. Er ist schon länger in Südamerika unterwegs, lernte eine junge Frau in Ecuador kennen und blieb mehrere Monate dort. Bis das Visum auslief und er Probleme mit den Behörden bekam. Nun ist er wieder auf Reisen und lässt sich bis nach Patagonien treiben. Vielleicht treffen wir ihn ja am Weg dorthin nochmal wieder.
Ein Mann der am Plaza de Armas sitzt und Hauben strickt erregt Aufmerksamkeit, denn hier in Peru lebt man in einer cultura machista: Männer stricken nicht, das ist Frauensache! Noch mehr Aufmerksamkeit erregt man, wenn sich dann noch dazu ein Kameramann (Alejandro „Barnabas“) mit seinem Equipment davor postiert ;-) Eine Peruanerin setzt sich neben uns, begleitet von ihrer Tochter und ihrem kleinen Sohn und beginnt neugierig mit uns zu plaudern, woher wir sind, was wir da machen und warum er Hauben strickt. Sie bleibt einige Zeit bei uns sitzen, uns allen macht es Spaß miteinander zu tratschen. Es dauert nicht lange nähern sich zwei junge Frauen und beginnen ebenfalls sich mit uns zu unterhalten. Wir drei müssen wohl die Attraktion des Tages gewesen sein! Und noch ein paar Minuten später steht eine Peruanerin mit Kamera vor Thomas und interviewt ihn, auch wir erscheinen im Bild. Später erfahren wir, dass es eine Journalistin vom lokalen Radio- und Fernsehkanal  Huaraz war. Es war ein toller und aufregender Tag für uns, und das ganz ohne Berge 😃


Einen weiteren Ausflug unternehmen wir in ein Freiluft-Thermalbad. Mit dem Colectivo (=Sammeltaxi) fahren wir 20 Minuten durch die Vororte bis zu einer schönen grünen Oase, in deren Mitte die Baños de Monterrey liegen. Es ist nur eine kleine Badeanlage mit zwei Becken und einigen pozas privadas, das sind große Badewannen für 2-4 Personen, auch mit Thermalwasser gefüllt. Zum Glück haben wir schon im Vorfeld gehört, dass das Wasser nicht dreckig braun ist, sondern die Farbe von den Mineralstoffen kommt. Das Becken ist bis auf weitere drei Gäste leer und wir steigen voller Genuss in das braune, heiße Wasser – herrlich! Und jetzt: zwei Stunden relaxen. Sogar die Sonne kommt nun hinter den Wolken hervor.
Nach dem genüsslichen Badevergnügen entdecken wir nebenan ein Restaurant mit wunderschönem riesigen Garten, einem liebevoll gepflegten Brunnen und einer Grillhütte von der uns bereits der Duft von Grillhendl in die Nase steigt. Und dann fließt nebenan noch ganz romantisch ein plätschender Bach vorbei – was will man mehr... 





Zu guter letzt hier auch noch das Video über Huaraz:


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