Huanchaco [sprich: uantscháko], ein kleiner Ort am Meer, hat sich für uns zu einer Oase der Erholung entwickelt. Nachdem wir es viel zu hektisch angegangen sind und uns der Ausflug in die Berge auf über 3.000 Meter gleich am dritten Tag nicht so wohlgetan hat, haben wir hier unser Plätzchen gefunden an dem wir uns entspannen konnten. Einfach mal ankommen. Ankommen in einem fremden Land, in dem man eine andere Sprache spricht, unterschiedliche Gewohnheiten pflegt und einen so differenten Lebensstil lebt. Wir mussten erstmal einen Gang runter schalten, uns Platz schaffen zum Durchatmen und uns anpassen an das „Hier und Jetzt“.
Huanchaco hat uns genau diese Möglichkeit geboten. Hier ticken die Uhren langsamer, oder zumindest fühlt es sich so an. Ein kleines Fischerdorf ca. neun Busstunden nördlich von Lima, hat sich in den letzten 15 Jahren zu einer jungen Wellenreiter-Oase entwickelt, lässt aber auch die alten Traditionen weiterleben. Die wohl bekanntesten sind die „Caballitos de Totora“, die Fischerboote, welche auch auf jedem Postkartenmotiv von Huanchaco zu sehen sind:
Noch heute fahren etwa 50 Fischer täglich um 5 Uhr morgens mit ihrem Caballito in die Bucht hinaus und werfen die Netze aus. Der frische Fang wird entweder direkt am Wasser (die Frauen warten bereits am Strand mit ihren Körben) oder am Markt verkauft. Es ist wunderschön anzusehen, wenn die Fischer mit ihren Caballitos und dem frischen Fang zurück an den Strand rudern und die Sonne am Horizont aufgeht.
Gleich an unserem zweiten Tag hier fand ein Fest zu Ehren des Heiligen Petrus, dem Schutzpatron der Fischer, statt. Der in der Kirche geweihte Patron wurde in einer Prozession vom Gotteshaus am Hügel an den Strand hinuntergetragen und in ein eigens angefertigtes, vierfach so großes Caballito de Totora gesetzt. Ganz Huanchaco hat sich am Strand versammelt und nimmt an den Feierlichkeiten teil. Die Männer rudern den Heiligen mit dem Pfarrer an Bord unter Getöse aufs Meer hinaus und etwa 30 Fischer mit ihren Caballitos de Totora begleiten das Boot. Ein schöner Festakt an dem wir teilhaben durften.
Während der Feierlichkeiten haben mich die schmückenden Fahnen angeregt darüber nachzudenken, ob Peru mit Österreich denn noch weitere Gemeinsamkeiten als eine Flagge hat 😉
In den weiteren 10 Tagen unseres Aufenthalts in Huanchaco haben wir nicht viel Erzählenswertes unternommen. Wir haben tatsächlich die Zeit genutzt um uns zu erholen bzw. auch auszukurieren, denn leider ist uns beiden auch der Reisedurchfall aufgrund des nicht sterilen Leitungswassers nicht erspart geblieben. Und wieder einmal musste ich feststellen, dass Medikamente aus Österreich einfach nicht helfen. Das Beste ist immer vor Ort in der Apotheke nach Arzneien zu fragen.
Die Zeit der Entspannung haben viele Strandspaziergänge begleitet sowie nach Genesung auch diverse Restaurantbesuche. Die Angebote sind zwar immer hübsch die gleichen, aber dennoch kann man sich durch einiges Durchkosten. Die typisch berühmt berüchtigte und weltpremierte peruanische Küche haben wir bis dato zwar noch nicht entdeckt, aber vielleicht muss man dazu eher in die exklusiveren Spitzenrestaurants in Lima gehen, doch das ist uns zu teuer. Die typisch peruanische Küche des Volkes ist einfach und fleisch- und fischreich, aber sehr lecker. Und sehr scharf 😉 Das wohl weit verbreitetste Gericht ist Ceviche [sprich: sewítsche], meist als Vorspeise gereicht und besteht aus rohem Fisch in Zitronensaft gegart, viel dünn geschnittenem Zwiebel und Paprikastücken und vielen Gewürzen, vor allem Chili. Dazu gibt es auch viele Varianten mit Meeresfrüchten. Als Beilage wird meist eine Scheibe gekochte Yuka (eine Art Kartoffel) und geröstete, gesalzene Maiskörner serviert. Sehr sehr lecker! Die geröstetetn Maiskörner bekommt man auch oft zum Knabbern hingestellt.
Und Früchte... welche Vielfalt es hier in Peru an frischen Früchten und Gemüse gibt! Am Markt leuchtet es nur so in allen Farben: verschiedene Kartoffelsorten, violette Maiskolben (aus dem übrigens „Chicha morada“, ein frisches und viel getrunkenes Maisfruchtsaftgetränk hergestellt wird), Tomaten, Paprika, Chili, Avocado Melonen in allen Sorten, süße Gurken, Chirimoya, Mango, Papaya, Karambole, und und und.... Und vor allem alles frisch und geschmacksintensiv, frisch vom Baum eben 😃
Untergekommen sind wir in zwei verschiedenen Hostels, in dem zweiten haben wir sehr viele andere Backpacker kennen gelernt, die auf unterschiedlichste Arten reisen. Es ist faszinierend, deren Geschichten zu hören und zu erleben, was alles möglich ist. Einige sind schon Jahre unterwegs, arbeiten zwar immer wieder zwischendurch auf ihren Reisen, benötigen aber so gut wie kein Geld, außer für Transportmittel. Hier in Peru ist es weit verbreitet, als Volunteer zu arbeiten. Das bedeutet, man hilft für einige Zeit in einem Hostel aus und bekommt dafür ein Bett sowie volle Verpflegung zur Verfügung gestellt. Die Arbeiten sind immer halbtags und umfassen meist Aushilfe in der Küche oder im Restaurant, Rezeptionsdienst, Aufräumarbeiten, kleinere Reparationsarbeiten, etc. Auf keinen Fall ein stressiges Dasein und viel Freizeit haben uns diejenigen erzählt. Klingt nach einer interessanten Möglichkeit um möglichst sparsam viel vom Land zu sehen und deren Kultur kennenzulernen. Mit Paco aus Ungarn haben wir uns am Meisten unterhalten und er wird auch in einer der nächsten Video-Folgen erscheinen.
Hier an der Küste zu leben ist übrigens sehr preiswert, man kommt mit einem Budget von 15-20 Euro pro Tag und Person aus, Unterkunft, Transport, Essen und einige kleine Ausflüge inbegriffen. Im Gegensatz dazu braucht man in der Hauptstadt Lima schon 25-30 Euro pro Tag und Person.
Apropos Ausflüge: einen kleinen Ausflug zu einer archäologischen Ausgrabungsstätte haben wir auch gemacht: nach Chan-Chan. Chan Chan war die weltgrößte Stadt welche nur aus Lehm erbaut wurde. Das Volk der Chimú hat sie Mitte des 15. Jahrhundert mit 9 Tempelanlagen, Unterkünften, Lagerräumen, usw. errichtet. Etwa 200.000 Bewohner zählte die Stadt bis sie Ende des 16. Jahrhunderts vom Volk der Inkas ausgelöscht wurde.
Nach 10 Tagen zieht es uns nun weiter. Auch wenn viele ihrem Sport nachgehen, uns ist es zu kalt zum Surfen. Auch wenn es 20-25 Grad Lufttemperatur hat, ins Wasser muss ich im Winter dann doch nicht weiter als bis zu den Knien 😉
Wir suchen nach mehr Wärme und brechen auf in das Regenwaldgebiet von Peru. See you in the jungle!
Hier die nächsten Videos aus der Serie "Without a Script":
Folge 5: Huanchaco und die "Caballitos de Totora"
Folge 6: Huanchaco und die Ruinen von Chan Chan
Alle Videos zum "Nachlesen" findet ihr auf unserem YouTube-Channel:
Kommentare
Kommentar veröffentlichen